Die Verlängerung der Frist, die Ende 2021 endet, ist im Referentenentwurf zum ‚Gesetz zur Weiterentwicklung der Gesundheitsversorgung (Gesundheitsversorgungsweiterentwicklungsgesetz – GVWG)‘ des Bundesministeriums für Gesundheit (BMG) vom 23. Oktober 2020 vorgesehenen.
Die Hochschule für Gesundheit (hsg Bochum) fordert, die hochschulische Qualifizierung für die Ergotherapie, Logopädie und Physiotherapie zeitnah in den Regelbetrieb zu überführen. Seit Ende 2010 bietet die hsg Bochum diese primärqualifizierenden Bachelor-Studiengänge auf der Grundlage der Modellklausel an; sie sind etabliert und akkreditiert. Mit Inkrafttreten der Modellklausel in den Berufsgesetzen der Gesundheitsfachberufe im Jahre 2009 wurde die Möglichkeit eröffnet, die Ausbildung unter bestimmten Bedingungen auch an Hochschulen durchzuführen.
Der Hochschulverbund Gesundheitsfachberufe e.V. (HVG), in dem inklusive der hsg Bochum nach HVG-Angaben 16 Hochschulen mit Modellstudiengängen der Ergotherapie, Logopädie und Physiotherapie aus zehn Bundesländern Mitglied sind, forderte das BMG auf, „die lang überfällige Weiterentwicklung der Therapieberufe nicht erneut zu blockieren, sondern die hochschulische Ausbildung bis zum Ende der zweiten Modellphase (Ende 2021) als regelhafte Ausbildung für alle Berufsangehörigen in die Berufsgesetze der Ergotherapie, Logopädie/Sprachtherapie und Physiotherapie zu übernehmen“.
Die vom BMG jetzt erneut angestrebte Verlängerung der Modellklausel um weitere fünf Jahre (bis 2026) zeige, dass das Ministerium die von allen Berufsverbänden, dem Sachverständigenrat und dem Wissenschaftsrat seit vielen Jahren geforderte Akademisierung erneut auf die lange Bank schiebt, heißt es in der HVG-Stellungnahme zum GVWG vom 11. November 2020.
Sollte eine entsprechende Reform der Berufsgesetze nicht zeitnah umsetzbar sein, forderte der HVG, dass die Verlängerung der Modellklausel zwei Jahre nicht überschreitem solle (Ende 2023).
In diesem Sinne haben auch Professor*innen fast aller deutschen Hochschulen und Universitäten mit Studienangeboten für Logopädie/Sprachtherapie am 11. November 2020 eine Stellungnahme zur geplanten Verlängerung der Modellklausel als offenen Brief an den Bundesgesundheitsminister und die Gesundheitsminister*innen der Länder sowie weitere Akteur*innen gerichtet und sich darin deutlich gegen die geplante Verlängerung der Modellklausel ausgesprochen.
„Auch alle Logopädie-Professor*innen der hsg Bochum haben dieses Schreiben unterzeichnet. Wir fordern darin die Einleitung konkreter Schritte zur Erstellung eines Referentenentwurfs für ein neues Berufsgesetz für die Logopädie/Sprachtherapie noch in dieser Legislaturperiode. Damit soll ein bundeseinheitliches Berufsgesetz für die Logopädie/Sprachtherapie geschaffen werden, das ein regelhaftes primärqualifizierendes Studium anstelle der 3-jährigen Berufsfachschulausbildung für Logopäd*innen vorsieht und die Ausbildung damit auf international anerkanntes, akademisches Niveau anhebt“, sagte Dr. Andrea Dohmen, Professorin im Studienbereich Logopädie der hsg Bochum.
Hier geht es zur gemeinsamen Stellungnahme der Berufsverbände, die im Arbeitskreis Berufsgesetz zusammenarbeiten. Das Bündis 'Therapieberufe an die Hochschule' hat eine Stellungnahme zu den Eckpunkten „Gesamtkonzept Gesundheitsfachberufe“ formuliert, das der HVG am 13. November 2020 hier online stellte. Dort ist auch die Stellungnahme des Fachbereichstag Therapiewissenschaften (FBTT) zu finden.