Eine totale Laryngektomie (Larynx = Kehlkopf; Ektomie = Entfernen) wird bei Patient*innen mit Kehlkopfkrebs durchgeführt, wenn das Stadium des Karzinoms weit fortgeschritten ist und/oder andere Behandlungsmethoden wie Bestrahlung oder Chemotherapie ausgeschöpft sind.
Dabei wird der komplette Kehlkopf einschließlich der Stimmlippen und des Kehldeckels entfernt sowie der Schluck- und Atemweg voneinander getrennt. Durch diesen operativen Eingriff ist der normale Atemweg über den Nasen-Rachenraum nicht mehr möglich, sodass dieser durch eine chirurgisch angelegte Öffnung am Hals, dem so genannten ‚Tracheostoma‘ ermöglicht wird.
Eine Laryngektomie geht mit dem Verlust der normalen Stimme einher, es kann zu Beeinträchtigungen beim Schlucken kommen und die reguläre Nasenfunktion (Erwärmen, Befeuchten und Filtern der Atemluft) entfällt.
Auch das Riechen und die Geshmackswahrnehmungen können dadurch eingeschränkt sein. Mit Hilfe der beiden Patientenbetreuerinnen, Christel Szscepaniak und Karina Kehr vermittelt Lina Frels, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Studienbereich Logopädie an der hsg Bochum, die besonderen Bedürfnisse dieser Patient*innen an Logopädie-Studierende.
„Die praxisnahe Vermittlung in der Lehre zu dem Thema ‚Laryngektomie‘ war unter den Begebenheiten der COVID-19 Pandemie herausfordernder als in den Jahren zuvor. Dennoch war es mir sehr wichtig, den Studierenden das besondere Thema in der Logopädie nahe zu bringen und das Interesse dafür zu gewinnen, da es nur wenige spezialisierte Logopäd*innen für das Störungsbild gibt“, erklärte Lina Frels.
Am 11. Januar 2021 hatte sie die Lehrveranstaltung zum Thema Laryngektomie in diesem Jahr – aufgrund des digitalen Semesters – als Video-Konferenz abgehalten und auch die beiden Betroffenen Christel Szscepaniak und Karina Kehr dazu eingeladen. Die beiden sind seit vier Jahren regelmäßig an der Hochschule für Gesundheit zu Gast, um die Studierenden für das Thema Laryngektomie zu sensibilisieren und ihre Fragen zu beantworten. Außerdem engagieren sich Szscepaniak und Kehr beide ehrenamtlich als Patient*innenbetreuerinnen über den Bundesverband für Kehlkopflose.
Eine Laryngektomie führe zu erheblichen Einschränkungen der Lebensqualität für die Patient*innen, so Frels. So müsse die Stimmfunktion durch Ersatzstimmen – wie der Shuntventil-Stimme, Ösophagusstimme (‚Rülpsstimme‘) oder einer elektronischen Sprechhilfe angebahnt werden. Auch Aktivitäten wie Duschen oder Schwimmen seien nur mit speziellen Hilfsmitteln möglich. Es sei wichtig, dass Logopäd*innen sich dieser Besonderheiten bewusst sind, um diese Patientengruppe bestmöglich versorgen zu können so Frels weiter.
„Wenn ein Patient oder eine Patientin die Diagnose „Kehlkopfkrebs“ erhält und in einer Klinik den Kehlkopf entfernt bekommt, ist es wichtig, dass er oder sie über die damit verbundenen Folgen der Laryngektomie und die erforderlichen Hilfsmittel aufgeklärt wird. Dafür kommen Betroffene als sogenannte Patientenbetreuer*innen wie Karina Kehr und Christel Szscepaniak in die Kliniken, berichten über Ihre eigenen Erfahrungen und unterstützen die Patient*innen und Angehörige auf dem Rehabilitationsweg, auch nach dem Klinikaufenthalt zu Hause“, erklärt Frels.
„Frau Kehr und Szscepaniak bringen ein unglaublich hohes Engagement mit und haben große Freude daran den Student*innen ihr Wissen zu vermitteln. Sie zeigen pure Lebensfreude und vermitteln sehr eindrücklich wie man ohne Kehlkopf das Leben in Vollen Zügen genießen kann. Ich bin sehr dankbar, dass sie mich jedes Jahr aufs Neue unterstützen“, ergänzt sie.