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HS Gesundheit erhält Förderung zur Weiterentwicklung des innovativen Versorgungsmodells „Seh-Lotsen-Sprechstunde“

Kategorie:DAG Pressemitteilung

Im Mittelpunkt des Versorgungsmodells stehen Kinder und Jugendliche mit einer unentdeckten Sehbeeinträchtigung.

Die Hochschule für Gesundheit (HS Gesundheit) in Bochum erhält eine Förderung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF), um das innovative Versorgungsmodell Seh-Lotsen-Sprechstunde (SLS) weiterzuentwickeln. Rund 3.000 Skizzen für Innovationssprints wurden im Zuge der Förderrichtlinie DATIpilot der Deutschen Agentur für Transfer und Innovation (DATI) aus ganz Deutschland eingereicht. 300 Innovationssprints erhalten eine Förderung vom Bundesministerium, darunter die Pilotierung der wissenschaftlichen Weiterbildung für Seh-Lotsende.

Im Mittelpunkt des Versorgungsmodells stehen Kinder und Jugendliche mit einer bislang unentdeckten Sehbeeinträchtigung. „Nicht alle Sehbeeinträchtigungen können bei einer augenärztlichen Untersuchung entdeckt werden. Insbesondere bei Struktur- oder Funktionsschädigungen in den visuellen Arealen des Zentralen Nervensystems wird es komplizierter und Beeinträchtigungen bleiben unentdeckt“, erklärt Prof.in Dr.in Verena Kerkmann.

Die Wissenschaftlerin bekleidet die Stiftungsprofessur zur Rehabilitationswissenschaft an der HS Gesundheit, die mithilfe der Förderung der Waldtraut und Sieglinde Hildebrandt-Stiftung ermöglicht wird. Verena Kerkmann leitet die Seh-Lotsen-Sprechstunde in der Entwicklungsneuropsychologischen Ambulanz (ENPA) im Sozialpädiatrischen Zentrum (SPZ). Aufgebaut hat sie das Angebot gemeinsam mit Prof.in Dr.in Nina Gawehn, Professorin für Psychologie an der HS Gesundheit und Prof. Dr. Dominik T. Schneider, dem Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin der Klinikum Dortmund gGmbH.

Das ursprüngliche Transferprojekt hat sich inzwischen fest im Dortmunder SPZ etabliert. Immer mehr Familien suchen das Beratungsangebot auf. Dass Seh-Lotsende gut mit lokalen Augenarztpraxen, Schulen und Kliniken vernetzt sind, Befunde zusammenführen und Hilfen für den Alltag empfehlen können, scheint einen Bedarf zu decken. Die Beratenden stützen sich dabei auf alltagsbezogene Sehbeobachtungen und die Anliegen und Aufträge der Familien. Verena Kerkmann: „Die Seh-Lotsenden schauen in der Sprechstunde, wie das Kind das Sehen nutzt, wie es sich im Alltag verhält und ob es dort Schwierigkeiten hat. Gibt es Probleme beim Lesen? Stolpert das Kind häufig? Schaut es nicht in Gesichter, wenn mit ihm gesprochen wird? Zeigen sich Auffälligkeiten in der Orientierung oder Aufmerksamkeit? All das können Anzeichen einer bislang unentdeckten Sehbeeinträchtigung sein, trotz unauffälligem Augenarztbefund.“

Die nun eingeworbenen Fördermittel des Bundesministeriums ermöglichen es der Wissenschaftlerin in enger Partnerschaft mit der Klinikum Dortmund gGmbH und der Deutschen Gesellschaft für Sozialpädiatrie und Jugendmedizin (DGSPJ) in den nächsten 18 Monaten eine wissenschaftliche Weiterbildung für Seh-Lotsende zu pilotieren.

Der Innovationssprint soll es ermöglichen, zukünftig sowohl eine Versorgungs- als auch Forschungslücke im Bereich sozialpädiatrischer, interprofessioneller Gesundheitsversorgung zu schließen.

Die Projektleitung beim Konsortialpartner DGSPJ liegt bei Prof. Dr. med. Peter Borusiak und wird eng vom Zentralen Qualitätsarbeitskreis (ZQAK) der DGSPJ begleitet. Gemeinsam mit Dr. med. Dipl.-Heilpäd. Thomas Becher werden im Rahmen der wissenschaftlichen Begleitung sowohl die Bedarfe der Weiterbildungsteilnehmenden als auch der SPZ-Leitenden ermittelt.

Verena Kerkmann: „Unser Ziel ist es, eine flächendeckende Versorgung mit Seh-Lotsenden bundesweit zu erreichen und gemeinsam zu forschen. Sehbeeinträchtigung erfordert einen interprofessionellen Blickwinkel und je mehr Teams in Sozialpädiatrischen Zentren Kenntnis über Phänomene, Ausprägungsformen und Unterstützungsmöglichkeiten bei bislang unentdeckten Sehbeeinträchtigungen erhalten und sich mit auf Sehen spezialisierte Fachkräfte in den lokalen Praxen und Schulen vernetzen, desto mehr Familien, Kinder und Jugendliche können profitieren.“

Zum Auftakt der Pilotierung im Zuge des Innovationssprints richtet die HS Gesundheit am 09. September 2024 den ersten hybriden Fachtag des Interprofessionellen Netzwerks für Seh-Lotsende aus. Die Veranstaltung ist kostenfrei, sie findet in Deutscher Gebärdensprache (Verdolmetschung) statt. Eine Anmeldung ist erforderlich (www.hs-gesundheit.de/interprofessionelle-netzwerke-fuer-seh-lotsinnen). Die Anmeldedeadline für eine Teilnahme vor Ort ist der 03. September 2024, für eine digitale Teilnahme der 05. September 2024.

Informationen zum Projekt: https://www.hs-gesundheit.de/forschung/aktuelle-projekte/weiterentwicklung-der-seh-lotsen-sprechstunde

Informationen zur Seh-Lotsen-Sprechstunde: https://www.klinikumdo.de/kliniken-zentren/zentren/sozialpaediatrisches-zentrum-neuropaediatrie/unser-team-leistungsspektrum/entwicklungsneuropsychologische-ambulanz-enpa/seh-lotsen-sprechstunde/

Prof.in Dr.in Verena Kerkmann. Foto: Franka Beutner

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