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Foto: Eine Seminarsituation
Unsere Studiengänge

Medienethnografische Community Perspektiven auf die COV-19 Pandemie

Hintergrund

Die COVID-19 Pandemie hatte zerstörende Auswirkungen auf der ganzen Welt, wenn sie auch nicht von allen geleichermaßen erfahren wurde. Die Ausbreitung des Virus ging einher mit der Intensivierung verschiedener Formen von Diskriminierung und mit einer massiven Verschärfung sozialer Ungleichheiten, die bereits vor der Pandemie bestanden. So wissen wir, dass die Chancen, ein gesundes Leben zu führen für von Armut Betroffene geringer sind als für andere Menschen (Trabert 2021) und dass Gesundheitsdienste hohe Zugangsschwellen für bestimmte, sog. „schwer Erreichbare“ Communities aufweisen (Berchem et al 2022).
Im Projekt Medienethnografische Community Perspektiven auf die COV-19 Pandemie, das vom Landeszentrum Gesundheit NRW geförderten wurde, ging es darum, die Perspektive umzukehren und „mangelnde Erreichbarkeit“ von Institutionen der Sozial- und Gesundheitsfürsorge aus der Sicht marginalisierter Communities darzustellen. Zusammen entwickelten Stadtteilforscher*innen und Studierende der Hochschule für Gesundheit in Kooperation mit dem Institut für Ethnologie der Universität Köln und dem SMAPL Projekt der Universität Gießen (gefördert: Trans-Atlantic Platform Social Sciences and Humanities) von Oktober 2022 bis Januar 2023 eine Community Perspektive auf die Corona Pandemie.
Diese Perspektive unterscheidet sich grundsätzlich von den stigmatisierenden Diskursen und medialen Repräsentationen der Mehrheitsgesellschaft. Aus einer postmigrantischen Perspektive (Falge & Betscher 2022) werden hier der Blick auf höheren Inzidenzen bestimmter Communities von einer oftmals defizitorientierten Sichtweise auf gesundheitsschädigendes Verhalten zu den sozialen Determinanten von Gesundheit gewendet. Denn soziale Ungleichheit, Sprachbarrieren, Grenzregime und Diskriminierung haben einen großen Anteil an der schlechteren Gesundheit marginalisierter Communities. Die vier Filme und fünf Podcasts, die im Verlauf der gemeinsamen Arbeit entstanden, verfolgen das Ziel, Formen des situierten Wissens (Haraway 1988) entstehen zu lassen und Aufschluss zu erhalten, warum die hier sichtbar werdende Community besonders von der Pandemie betroffen war und welche gesundheitspolitischen Handlungsempfehlungen sich daraus ergeben. In diesem Sinne lassen sich aus diesen Medienprojekten auch neue, diversitysensible Versorgungsmöglichkeiten ableiten, die die gesundheitlichen Belastungen dieser Gruppen sowohl im Alltag als auch im Kontext zukünftiger Pandemien und gegenwärtiger Krisen (Klimawandel, Krieg und Finanzkrise) verringern können.

Methodik

Dieses Projekt wurde methodisch mithilfe einer innovativen Verknüpfung zweier aktueller Forschungsansätze realisiert: der an der HS Gesundheit durch Prof. Christiane Falge entwickelten und bereits seit Jahren gut in der Community verankerten Stadtteilforscher*innen-Ansatz (Falge 2021) wurde mit Erkundungsmethoden der sog. Medienethnographie kombiniert (Bender und Zillinger 2015). Hierdurch entstand eine neuartige mediengestützte partizipative Community-Forschung, zu deren wichtigsten Prinzipien eine radikal inklusive Praxis gehört. Sie zielt auf gesellschaftliche Veränderung im Sinne des mehrdimensionalen Social Justice Konzeptes von Czollek et al. (2019) ab und kann weit über das Erlangen guter wissenschaftlicher Ergebnisse hinaus großes gesellschaftliches Potential entwickeln.
Die Teilnehmer*innen erhielten zunächst eine medienethnographische Schulung in Methoden eines partizipativen Medieneinsatzes, die eng an ihre alltägliche Handy-Nutzung angelehnt war und besonders darauf abhob, eine Sensibilität im Umgang mit Aufnahmetechniken herzustellen. Begleitende Reflexionsprozesse unterstützten den Erkenntnisprozess der Teilnehmenden, etwa warum Gruppen, die als vulnerabel bezeichnet werden, „unsichtbar“ sind oder „keine Stimme“ haben. Die eigenständige Produktion von Medienprojekten unterstützte zudem die selbstermächtigenden Einflüsse der partizipativen Forschung bei Stadtteilforscher*innen und Studierenden. Die an die mediale Datenerhebung sich anschließende gemeinsame Auswertung der Aufnahmen führte zur kooperativen Erstellung der Medienprojekte. Auf diese Weise sind die präsentierten Daten der dabei entstandenen Medienprojekte qualitativ dichter als in der reinen Textform und ermöglichen noch komplexere Einsichten für die Planung anschließender Interventionen.
Die Projekte entstanden in gemischten Gruppen von Studierenden und Stadtteilforscher*innen, die sich zu Projektbeginn nicht kannten. Studierende wurden im Vorfeld für diese Interaktionen mit theaterpädagogischen Methoden (Boal 2007, Strauss 2017) sensibilisiert, die auch als vertrauensbildende Maßnahme für das Matching der Gruppen eingewoben wurden. Auf diese Weise entstand ein Raum zur Erzeugung einer gemeinsamen Sprache und der Ermöglichung des gemeinsamen Sprechens. Der Forschungsprozess wurde  von den Projektleiter*innen Christiane Falge und Cora Bender regelmäßig in teilseparierten und gemischten Gruppen supervidiert.

Ansprechpartnerinnen

Prof. Dr. Christiane Falge

Professorin für Gesundheit und Diversity

DoCH · Department of Community Health

3. Etage, Raum 3314

Tel. +49 234 77727-727
Fax +49 234 77727-927

christiane.falgehs-gesundheit "«@&.de

Dr. Cora Bender

Koordinatorin

Zentrum für Medienwissenschaften und Moderneforschung
Universität Köln

Cora.Benderuni-koeln "«@&.de

Teilnehmende

  • Ein Projekt des Stadtteillabors Bochum unter Leitung von Christiane Falge & Cora Bender
  • Mitwirkende: Nahera Ahmed mit Friederike Althaus, Sophie Jaskulla und Anouk Parr, Iman Hüssein mit Jane Leßlich, Hiba Ismail mit Mulanga-Furaha Antonio, Ayse Yilderim & Elham Youssef  mit Antje Hinrichs, Helena Niechciol und Lotte Buschmann, Dilbuhar Amin und Buschra Sharif mit  Veronica Spörkel und Lisa Marie Groß, Sabine Kolaßa mit Laura Neuhaus

Gefördert durch das Landeszentrum Gesundheit NRW und das SMAPL Projekt der Universität Gießen

Einleitung

Im Kontext einer prozesshaften, reflexiven Auseinandersetzung mit pandemiebezogenen Themen setzte sich die Gruppe mit einer ganzen Reihe gewichtiger Probleme auseinander.
Dazu gehören:

  • gesundheitliche Ökonomisierungsprozesse
  • Diversitätslücken im Gesundheitssystem
  • Diskriminierung und/oder anti-islamischer Rassismus
  • Angst im Kontext von Medien
  • Medienhetze gegen Migrant*innen im Pandemiekontext
  • Schwierige Lebensverhältnisse sowie Pandemie-Alltag

Aus diesen Themen generierten die kollaborativen Studierenden-Stadtteilforscher*innen-Teams die folgenden, hier präsentierten Projekte. Die Projekte sind ausdrücklich als Community Perspektive zu verstehen. Dennoch haben die Projektleiter*innen einzelne Projekte kontextualisiert. Dies ist nicht als disziplinierende wissenschaftliche Korrektur zu verstehen, sondern als eine Kontextualisierung und ein Verweis, dass diese Perspektiven nicht als allgemeingültige Repräsentationen oder schon gar nicht als medizinisch anerkanntes Pandemiewissen zu lesen sind. Vielmehr handelt es sich, in den Worten des französischen Ethnologen Claude Levi-Strauss, um eine Bricolage des Wissens, entstanden aus den in der Hustadt zur Verfügung stehenden Informationen, Deutungen und Diskursen. Diese Bricolage gilt es nicht aus einer vermeintlich überlegenen rationalen Perspektive der Gesundheitspolitik abzuwerten. Vielmehr stellt sie ein aussagekräftiges Spiegelbild der unterschiedlichen Versäumnisse der gesundheitsbezogenen Informationspolitik, der lokalen Umgangsweisen mit kaum lösbaren Problemen und der durch unübersichtliche Interventionen in der Community entstandenen Unklarheiten dar.

Allein gelassen: Sabine Koloßa

Während der Coronazeit war Sabine auf sich selbst gestellt. Sie hat sechs Kinder. In ihrer 102 qm² großen Wohnung ohne Garten lebt sie noch mit drei ihrer Kinder, einem Hund und einer Katze. Zwei ihrer Kinder sind volljährig und leben in der Wohnung unter ihr. Drei von Sabines Kindern sind gesundheitlich belastet, darunter Erkrankungen wie Borderline depressiven/suizidalen Tendenzen ADHS und Depressionen. Sabine erhielt in der Pandemie keine soziale Unterstützung, weder für ihren mit ADHS diagnostizierten Sohn, der das Home-Schooling verweigerte noch für die Töchter, deren psychische Verfassung sich auf Grund der Pandemie verschlechterte. Zudem geriet sie in finanzielle Schwierigkeiten als ihre Transferleistungen für mehrere Monate ausblieben. Ihr Sohn musste entgegen des Versprechens, dass „kein Kind in der Pandemie zurückgelassen wird“, die Schulklasse wiederholen. Sabine verfügt nicht über ausreichend Wissen zur Nutzung vorhandener gesundheitlicher und sozialer Strukturen und die bestehenden Angebote erreichen sie kaum. Trotz des hohen Unterstützungsbedarfs der alleinerziehenden Transferleistungsbezieherin von drei Kindern mit psychischen Erkrankungen antwortet sie auf die Frage, was ihr in der Pandemie geholfen hätte: „Ich hätte mir mehr Informationen gewünscht.“ In diesem Film rekapituliert Sabine, wie sie mit den Schwierigkeiten in der Pandemie umgegangen ist. Ihr Wunsch nach mehr Informationen hätte sich in Form einer aufsuchenden Sozialarbeit umsetzen lassen, über die sie etwa Unterstützung im Handeln erfahren hätte.

Sabine Koloßa

Medien und Angst: Nahera Ahmed

Dieser Film hat wegen seiner Ästhetik schon im Vorfeld der Veröffentlichung gemischtes Feedback erhalten. Es geht um die ständige unterschwellige Angst, die im Verlauf der Corona-Pandemie aus den Medien, besonders dem Fernsehen, in die Wohnzimmer der migrantischen Community sickerte. Wie kann man ein solches Thema mit einfachen filmischen Mitteln darstellen? Die Studierenden haben sich entschlossen, kreative Freiheiten zu nutzen und kräftig im Aufnahmematerial herumzuschneiden. Manche finden das problematisch, andere wiederum fühlen sich positiv zum Nachdenken angeregt. Die Zuschauer*innen dürfen sich gerne selbst ein Bild machen.
Nahera Ahmad, die Protagonistin des Films kam 2015 aus Syrien nach Deutschland, hat vier Kinder und spricht Arabisch und Kurdisch (Kurmanci). In Al-Hasaka war sie Lehrerin und kämpft seit ihrer Ankunft vergeblich um die Anerkennung ihrer 20- jährigen Berufserfahrung. Für das Stadtteillabor leistet sie seit 2019 wertvolle Beiträge als Forscherin und Vortragende auf zahlreichen Konferenzen und Community Aktionen.

Nahera Ahmed

Der solidarische Fahrstuhl: Dilbuhar Amin & Buschra Sharif

Dilbuhar und Buschra leben beide in der Hustadt und sind eng befreundet. Ihr Freundschaft ist typisch für die Hustadt-Community, wo es zum Alltag gehört, quer zu ethnischen, nationalen und kulturellen Grenzen in solidarischen Beziehungen miteinander verwoben zu leben. In diesem Film wird ein Fahrstuhl zum Medium und zur Ressource für die Bedeutung von Nachbarschaft und Solidarität in der Pandemie.
Die Stadtteilforscherin Bushra kommt aus dem Irak, wo sie als Verwaltungsarbeiterin an der Universität Sulaimaniyah gearbeitet hat. Sie ist verheiratet, hat drei Kinder und arbeitet als Erzieherin bei der IFAK e.V., in der Mensa der Vonovia und seit 2019 als Stadtteilforscherin. Sie spricht kurdisch (Sorani), Arabisch und Deutsch.
Die Stadtteilforscherin Dilbuhar kommt aus Syrien, wo sie als Röntgenassistentin gearbeitet hat. Sie ist verheiratet, hat vier Kinder und spricht Kurdisch (Kurmanci), Arabisch und Deutsch. Seit 2019 arbeitet sie als Stadtteilforscherin und spricht sehr gerne auf Konferenzen und unterstützt das Stadteillabor auch organisatorisch.

Dilbuhar Amin
Buschra Sharif

Die Angst vor Ansteckung: Iman Hüssein

Dieser Film vertraut ganz auf die Wirkung einer frontal gefilmten persönlichen Erzählung aus der Corona-Pandemie. Anders als Außenstehende zunächst vielleicht vermuten würden, schildert Iman Hüssein, 55 Jahre alt, Mutter von vier Kindern und aus Karbala, Irak stammend, die Bochumer Hustadt als eine geliebte Heimat, in der sie gerne lebt, und wo sie als Sozialassistentin tätig ist. Um so frappierender wirken sich in einer Community, in der alles auf das soziale Miteinander ankommt, die Angst vor gegenseitiger Ansteckung, Falschinformationen und durch Medien geschürte Panik aus. Infektionen und Todesfälle hinterlassen Schuldgefühle und Trauer. Hausmittel, ständiges Putzen der Wohnung und Waschen der Lebensmittel sollen schützen, wo das Gesundheitssystem versagt. Iman muss selber lächeln, als sie erzählt, wie ihre Kinder sich über ihre Kamillentees und Zwiebelabkochungen lustig machen. Doch in ihrem Lächeln wird auch deutlich, dass sie sich damit wirksam gegen Gefühle der Ohnmacht und des Ausgeliefertseins geschützt hat.

Iman Hüssein

Alltagserfahrungen und die Rolle von Medien während der Pandemie: Ayse Yilderim & Elham Youssef

Ayse Yilderim, 48 Jahre alt kam 2005 aus Kurdistan nach Deutschland und lebt seitdem mit ihrem Mann und ihren vier Kindern in der Hustadt. Elham Youssef, 51 Jahre alt, kam vor 15 Jahren aus Qamischli in Syrien in die Hustadt. Die beiden Frauen berichten in diesem Podcast über ihre Alltagserfahrungen während der Pandemie und welche Rolle Medien dabei spielten.
Angesichts des Diversity Gaps im Gesundheitswesen erhielten Ayse und Elham wie ein Großteil der arabisch-kurdischsprachigen Community Zugang zu Pandemiebezogenen Wissen über mehrsprachige soziale Medien. Neben facebook und Instagramm waren die YouTuber Khaled Bozan sowie Maro Welt, die auf ihren Kanälen auf Arabisch und Kurdisch über das deutsche tagespolitische Geschehen berichten wichtige Informationsquellen. Aus den sozialen Medien übernahmen sie auch Empfehlungen zur Desinfektion, zum Waschen von Lebensmitteln und ständigem Putzen, was den bereits vor der Pandemie überdurchschnittlich hohen Care-Workload der Frauen zusätzlich erhöhte. Trotz des Vorhandenseins guter diversitätssensibler Aufklärungsmaterialen vom RKI und regionalen Initiativen blieben diese für die Hustadt Community nicht erreichbar.

Ayse Yilderim
Elham Youssef

Fazit

Partizipative medienethnographische Projekte sind anspruchsvoll. Der methodische Verzicht auf eine ordnende, alleswissende Zentralperspektive und das Vertrauen in die Selbstorganisation von gemischt zusammengesetzten Gruppen bedeutet, dass viel Arbeit und Mühe in den Aufbau von Beziehungen, in Diskussionen, in die Lösung von Konflikten investiert werden muss, wenn am Ende ein von allen Teilnehmenden autorisiertes Projekt dabei herauskommen soll. Und was genau dabei herauskommen wird, ist für die Teilnehmenden bis ganz kurz vor Fertigstellung und erstem Screening unklar. Da kann die Forschungsleitung noch so viel reden, ermutigen, vermitteln: Die Offenheit einer medienethnographischen Forschung, die erst im Projektverlauf Gestalt annimmt, sorgt regelmäßig für Unsicherheit in den Arbeitsgruppen. Diese Unsicherheit macht sich besonders aufseiten der studentischen Teilnehmenden bemerkbar, für die es „nebenbei“ noch um ihr eigenes Fortkommen im Studium geht, die Fristen einhalten und Leistungen abrechnen müssen. Aber auch andere Stakeholder dieser Art von Forschung, z.B. involvierte Vertreter*innen von Förderinstitutionen, formulieren skeptische Einwände, die bei Projekten dieser Art diskutiert und entkräftet werden müssen.
Umso erfreulicher ist es dann, wenn sich, wie im vorliegenden Fall, alle unmittelbar und mittelbar Involvierten nicht davon abhalten lassen, ein solch komplexes Projekt zu Ende zu bringen. Besonders die Tatsache, dass sich das Landeszentrum Gesundheit NRW als Förderinstitution eingebracht hat, zeigt, dass ein Interesse vorhanden ist, auch denjenigen, die während der Corona-Pandemie unterrepräsentiert waren, Gehör zu schenken und so Lehren aus den Zeiten der Pandemie zu ziehen.

In welcher Weise unser partizipatives medienethnographisches Projekt dabei unterstützen kann, hängt auch davon ab, wie man die Ergebnisse des Projekts bewertet. Wir sind der Meinung, dass diese Ergebnisse in den Filmen selber zum Ausdruck kommen, aber auch in der Praxis, die zu ihrer Entstehung geführt hat. 16 Studierende und 10 Stadtteilforscher*innen haben 5 Tage zusammen verbracht, sich mit den Grundlagen des ethnographischen Forschens, des Filmens und Filmschnitts befasst.
Während viele Stadtteilforscher*innen seit 2019 mit der Hochschule zusammen arbeiten ist das Betreten der „fremden“ Hustadt mit Menschen aus mehr als 100 Herkunftsländern für Studierende anfangs oft eine Herausforderung. Die Stadtteilforscher*innen agieren dabei mittlerweile in der Rolle der erfahrenen Forscher*innen und stellen sich als eine Art Mentorinnen für die Studierenden dar. Hierzu gehört für sie, eine empathisch gastfreundliche Haltung gegenüber den Studierenden bis zur Ermutigung der Studierenden, sich in der fremden Lebenswelt wohl zu führen, so wie von Buschra formuliert: „Wenn die Studis sich fremd bei uns fühlen, können wir ihnen helfen, sich wohl zu fühlen.“ Darüber hinaus liegt der Mehrwert auch auf Seiten der Stadtteilforscher*innen, die im Kontext des  Forschungsprojektes den Corona Alltag im Austausch mit den Studierenden reflektieren konnten, so wie von Dilbuhar auf den Punkt gebracht: „Es ist toll, wenn ich mit einer 20 jährigen, die im Alter meiner Kinder ist bei mir zu Hause über Corona sprechen darf.“ Auch dieses Projekt des Stadtteillabors konnte zur Auflösung die Fiktion der sogenannten „Schwer-Erreichbarkeit“ marginalisierter, postmigrantischer Communities beitragen und wurde für Studierende durch eine Kultur des Willkommens und der Gastfreundschaft ersetzt. So haben alle Gruppenteilnehmer*innen gelernt, aus ihren Komfortzonen herauszutreten und sich in fremde Lebenswelten zu wagen. Stadtteilforschende haben in den Hörsalen der HS Gesundheit Vorträge vor Studierenden gehalten, und Studierende haben die Hustadt kennengelernt, mit ihren Forschungspartner*innen zusammen auf Augenhöhe auf dem Sofa gesessen, gekocht, geredet und gelacht.


Quellen

  • Berchem, D., Falge, C., & Pajonk , Y. (2022). Community Health in der Bochumer Hustadt: Wider eine vermeintliche Kultur der Schwer-Erreichbarkeit und der Nicht-Partizipation marginalisierter Communities. Community Health.     . In D. o. C. H. Bochum (Ed.), Community Health. Frankfurt: BeltzJuventa.
  • Bender, Cora und Martin Zillinger (Hg.) 2015 Handbuch der Medienethnographie. Berlin: Reimer.
  • Boal, A. (2003). Games for Actors and Non-actors. London: Routledge.
  • Czollek, C. L., Perko, G., Kaszner, C., & Czollek, M. (2019). Praxishandbuch Social Justice and Diversity. Theorien, Training, Methoden, Übungen. Weinheim: Beltz Juventa.
  • Falge, C., & Betscher, S. (2022). Community Health als postmigrantische Perspektive auf Migration und Gesundheit. In DoCH (Ed.), Community Health. Frankfurt: Beltz Juventa.
  • Falge, C. (2021). Medizinethnologie im Anwendungskontext: theoretische und methodische Orientierungen im Stadtteillabor Bochum In J. Spallek & H. Zeeb (Eds.), Migration und Gesundheit (pp. 397-405). Göttingen: Hogrefe Verlag.
  • Foroutan, N. (2019). Die post-migrantische Gesellschaft. Ein Versprechen der pluralen Demokratie. Bielefeld: transcript.
  • Haraway, D. (1988). Situiertes Wissen. Die Wissenschaftsfrage im Feminismus und das Privileg einer partialen Perspektive. In D. Harrawy (Ed.), Die Neuerfindung der Natur. Primaten, Cyborgs und Frauen (pp. 73-98). Frankfurt/New York: Campus.
  • Strauss, A. (2017). Experiments with image theatre. Accessing and giving meaning to sensory experiences in Social Anthropology. Learning and Teaching Berghahn Books, 10(2).
  • Trabert, G. (2021). Armut und Gesundheit: Resilienz ist sozial bedingt. Praktische Theologie, 56(4), 211-214. doi:https://doi.org/10.14315/prth-2021-560407
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