Interprofessionelle Studie: Schriftspracherwerb unter Risikobedingungen
Sozial-kommunikative, lexikalische, visuelle und phonologische Vorausläuferfähigkeiten im Vorschulalter und deren Einfluss auf die nachfolgende Lesefähigkeit
Lesen und Schreiben sind zentrale schulische Fertigkeiten (Beck, 2014, 97). Abweichungen im Schriftspracherwerb führen zu gravierenden Nachteilen im Bildungsverlauf und der Partizipation am sozialen und kulturellen Leben.
Im Zentrum der Betrachtung von Lesestörungen stehen bislang Kinder mit sprachsystematischen Auffälligkeiten, wie z.B. der phonologischen Bewusstheit oder der Vernetzung orthografischen Wissens (Costard, 2017), pragmatische-kommunikative Kompetenzen oder der Aufmerksamkeitszuwendung. Wenig untersucht ist der Leseerwerb unter neurologischen Risikobedingungen wie z.B. bei frühgeborenen Kindern (vgl. Dodson et al., 2018, Takeuchi et al., 2016, Travis et al., 2016).
Auch der Einfluss der Sehfähigkeit auf die Lesekompetenz rückt erst in jüngerer Zeit zunehmend in den Mittelpunkt des Forschungsinteresses (vgl. Beck, 2014; Unterberger, 2015, 59; Walthes, Breitenbach, 2017). Dass ein zunehmendes Forschungsinteresse für Sehbeeinträchtigung und ihre Auswirkungen auf Schulleistungen zu verzeichnen ist, geht damit einher, dass neurologisch bedingte Sehbeeinträchtigungen (cerebral visual impairment, CVI) von Kindern international als häufigste Ursache von Sehbeeinträchtigungen in den Industrienationen dokumentiert werden (vgl. Dutton, 2015). „Voraussetzungen für das Lesen und die Text- und Zahlenverarbeitung sind ein ausreichendes zentrales Gesichtsfeld, eine ausreichende Sehschärfe und Kontrastwahrnehmung sowie eine effiziente Steuerung der Augenbewegungen (Fixationssprünge). Zudem sind Form-, Zahlen- und Buchstabenunterscheidung sowie deren Erkennen Voraussetzung für das Lesen und die Text- und Zahlenverarbeitung“ (Zihl, Dutton, 2015).
Bei frühgeborenen Kindern besteht ein erhöhtes Risiko für das Auftreten einer Störung in der visuellen Wahrnehmung und damit für Leseschwierigkeiten (LS) (vgl. Dutton, 2013). Allerdings liegen bisher keine gesicherten Erkenntnisse zum Zusammenhang von Frühgeburt und visuell-bedingten Lesestörungen vor. Untersuchungen werden gefordert (vgl. Takeuchi et al., 2016).
Die Studie untersucht den Einfluss von sozial-kommunikativen, phonologischen, lexikalischen und visuellen Vorausläuferfähigkeiten auf den Schriftspracherwerb nach Frühgeburt.
Im Rahmen des Projekts führen wir Untersuchungen zur visuellen, lexikalischen und phonologischen Entwicklung durch und erheben Daten zur Anamnese und zu sozial-kommunikativen Fähigkeiten des Kindes.
Sie ist ein ergänzendes Angebot zu der üblichen Nachsorgeuntersuchung der Frühgeborenen in der Entwicklungsneuropsychologischen Ambulanz (ENPA) der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Klinikum Do gGmbH im Rahmen derer anlassbezogene psychologische Diagnostik durch (z.B. Diagnostik von Aufmerksamkeit, Konzentration, kognitivem Entwicklungsstand, Verhalten, sozial-emotionale Entwicklung).
Projektförderung: | IAG der hsg Bochum |
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Förderzeitraum: | in Vorbereitung |
Wichtiger Hinweis:
Die Studie ist aktuell aufgrund der Corona-Pandemie ausgesetzt
Projektbeteiligte:
Prof. Dr. Nina Gawehn
Professorin für Psychologie
Sprecherin der Bezugswissenschaftler*innen
DPHT · Department für Pflege-, Hebammen- und Therapiewissenschaften
3. Etage, Raum 3409
Tel. +49 234 77727-641
Fax +49 234 77727-841
Prof. Dr. Sylvia Costard
Bereich: Lehre und Prüfungen im Bachelorstudiengang Logopädie
Studienbereich Logopädie
DPHT · Department für Pflege-, Hebammen- und Therapiewissenschaften
1. Etage, Raum 1129
Tel. +49 (0) 234 77727-613
Fax +49 (0) 234 77727-813
Prof. Dr. Andrea Dohmen
Studienbereich Logopädie
DPHT · Department für Pflege-, Hebammen- und Therapiewissenschaften
1. Etage, Raum 1125
Tel. +49 234 77727-601
Fax +49 234 77727-801
Studentische Hilfskraft (SHK)
Maren Groenick