Leicht gesagt und einfach gemacht: Vorsorge und Früherkennung von Darm- und Hautkrebs
Im Fokus "Leicht gesagt und einfach gemacht: Vorsorge und Früherkennung von Darm- und Hautkrebs" stehen Menschen mit Lernschwierigkeiten oder sogenannter geistiger Behinderung, die laut einer aktuellen Studie Krebsfrüherkennungsprogramme deutlich weniger in Anspruch nehmen als der Durchschnitt der Bevölkerung.
Auf invasive Verfahren, wie die Darmspiegelung, trifft dies in besonderem Maße zu. „Um dies langfristig zu ändern, mehr Selbstbestimmung und Teilhabe zu erreichen, bedarf es gut verständlicher Informationen, die auch dort ankommen wo sie gebraucht werden“, berichtet Annika Nietzio von der projektleitenden Evangelischen Stiftung Volmarstein. Mit dem Kompetenzzentrum Barrierefreiheit Volmarstein bringt die Stiftung aus Wetter an der Ruhr entscheidende Expertise in Leichter Sprache und partizipativer Projektarbeit mit. Unterstützt wird das Modellprojekt durch die Fachgebiete „Onkologie und Krebsprävention“ der Krebsgesellschaft NRW e.V. und die Ärztekammer Nordrhein. Wissenschaftlich begleitet und evaluiert wird das Modellprojekt vom „Department of Community Health“ der Hochschule für Gesundheit in Bochum.
Ziel und Vorgehensweise
Fokussiert auf „Leicht gesagt und einfach gemacht“ vereinen die Partner*innen ihr Know-how auf zwei wesentliche Bausteine: auf die Entwicklung von Materialien in Leichter Sprache und die Beschreibung bestmöglicher Zugangswege. Die Basis bilden gedruckte und digitale Info-Angebote zur Vorsorge und Früherkennung von Darm- und Hautkrebs in Leichter Sprache. Leichte Sprache hat zum Ziel, Menschen mit Lern- oder Leseschwierigkeiten den Zugang zu Informationen zu ermöglichen. Sie ist besonders leicht verständlich und basiert auf einem festen Regelwerk. „Geht es um Krebs gilt dazu besondere Behutsamkeit in der Kommunikation“, erklärt Sandra Bothur von der Krebsgesellschaft NRW e.V.: „Das Thema ist sehr angstbehaftet. Es ist daher unsere Aufgabe nicht nur Inhalte zu transportieren, sondern Berührungsängste zu nehmen und die Selbstbestimmung zu stärken. Nur so können wir Menschen motivieren, Krebsvorsorge und Früherkennung angstfrei in Anspruch zu nehmen.“
Ergänzend zu den multimodalen Info-Angeboten in Leichter Sprache sollen Kommunikationsmaterialien und Schulungen für Ärzt*innen individuelle Beratungsgespräche in der Praxis unterstützen. „Eine Schlüsselrolle nehmen dabei die niedergelassenen Hausärztinnen und Hausärzte ein. Sie sind entscheidende Vertrauenspersonen für Patientinnen und Patienten, gerade auch für solche mit kognitiven Beeinträchtigungen“, erläutert die geschäftsführende Ärztin Prof. Dr. med. Susanne Schwalen der Ärztekammer Nordrhein. Im gesamten Projektverlauf werden sowohl Ärzt*innen als auch Personen aus der Zielgruppe, eng eingebunden, um Informationsbedürfnisse und -beschaffung zu klären. „Ziel des Projektes ist es, alle Akteur*innen von Anfang an partizipativ zu beteiligen, um so den Weg für die Verstetigung der neuen Ansätze in der Praxis zu ebnen“, erklärt Prof. Dr. rer. medic Tanja Segmüller von der Hochschule für Gesundheit Bochum.
Das Projekt wird durch die Stiftung Wohlfahrtspflege NRW gefördert und ist auf drei Jahre angelegt. Parallel zu inhaltlichen Arbeitspaketen wird dabei ein nachhaltiges Verbreitungskonzept für ganz NRW angestrebt, das Multiplikator*innen (Ärzt*innen, medizinisches Fachpersonal, Beratungsstellen in der Behindertenhilfe, Betreuungs- und Fachkräfte der Eingliederungs- und Behindertenhilfe) einbezieht.
Projektpartner
Evangelische Stiftung Volmarstein
Evangelische Stiftung Volmarstein – gegründet 1904 – ist eine Einrichtung der diakonischen Behinderten-, Kranken- und Altenhilfe. Zur Stiftung gehört das „Kompetenzzentrum Barrierefreiheit Volmarstein“ mit weitreichender Erfahrung in der Durchführung von nationalen und internationalen Forschungs- und Modellprojekten. Mit der „Agentur Barrierefrei NRW“ ist die Stiftung eine wichtige Institution für die Umsetzung von Barrierefreiheit in NRW.
Krebsgesellschaft Nordrhein-Westfalen e.V.
Die seit 1951 bestehende Krebsgesellschaft Nordrhein-Westfalen e.V. setzt sich für die Verbesserung der onkologischen Versorgung in NRW ein. Ihr Aufgabenspektrum ist dabei sehr vielfältig und reicht von Initiativen zur Krebsprävention und Qualitätsentwicklung über Krebsinformation bis hin zur ambulanten Krebsberatung für Patient*innen und Angehörige. Ihre Ziele verfolgt die Krebsgesellschaft NRW im Rahmen eigener Kampagnen und Projekte sowie mittelbar als Plattform für die Kooperation in der Onkologie.
Ärztekammer Nordrhein
Die Ärztekammer Nordrhein ist die demokratisch legitimierte, berufliche Vertretung aller Ärzt*innen im Landesteil Nordrhein. Sie ist eine Körperschaft des öffentlichen Rechtes und arbeitet auf gesetzlicher Grundlage. Diese ärztliche Selbstverwaltung wird von dem ehrenamtlichen Engagement der Ärzt*innen getragen.
Hochschule für Gesundheit Bochum
Die Hochschule für Gesundheit in Bochum wurde 2009 als erste staatliche Hochschule für Gesundheitsberufe gegründet. Das Department of Community Health (DoCH) fokussiert die gesundheitliche Versorgung für Gruppen, die über spezifische Merkmale definiert werden können. Zu diesen Gruppenmerkmalen kann eine gemeinsame Ausprägung von Diversity-Merkmalen zählen, die z. B. in gesundheitlichen Kontexten Benachteiligung (wie z. B. bei Behinderung) führen kann.
Ansprechpartner*innen
Prof. Dr. Tanja Segmüller

Professorin für Alterswissenschaften
DoCH · Department of Community Health
3. Etage, Raum 3329
Tel. +49 234 77727-717
Fax +49 234 77727-917
Martin Schieron

Wissenschaftlicher Mitarbeiter
DoCH · Department of Community Health
Tel. +49 234 77727 765
Kontakt
Krebsgesellschaft Nordrhein-Westfalen e.V.
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Dinah Oelschläger
Tel: 0211 157609 - 92
pressekrebsgesellschaft-nrw "«@&.de
Für inhaltliche Fragen zum Modellprojekt:
Kompetenzzentrum Barrierefreiheit der Ev. Stiftung Volmarstein:
Annika Nietzio
leichte-krebsvorsorgekb-esv "«@&.de